UFT 3: Rudolf Scharping, dt. Bundesminister a. D.
Rudolf Scharping diskutiert in Urban Future Talk die Rolle der Städte in der Bundespolitik, Herausforderungen der Urbanisierung und die Notwendigkeit nachhaltiger Stadtplanung sowie internationaler Kooperationen.
22.12.2022 23 min
Zusammenfassung & Show Notes
Willkommen zu Urban Future Talks, dem Podcast des Urban Forum – Egon Matzner-Institut für Stadtforschung. Bernhard Müller oder andere Vertreter:innen des Urban Forum sprechen hier regelmäßig mit Expert:innen, Aktivist:innen und Gestalter:innen unserer Städte über aktuelle Themen wie soziale Gerechtigkeit, Mobilität, Baukultur, Urbanisierung, Klimapolitik und demokratische Teilhabe.
Freu dich auf spannende Diskussionen, kritische Perspektiven und wertvolle Impulse für eine lebenswerte urbane Zukunft. Ein Podcast für alle, die Stadt nicht nur erleben, sondern aktiv mitgestalten wollen.
In der dritten Episode von Urban Future Talk ist Rudolf Scharping, das ehemalige Mitglied des Deutschen Bundestages, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Bundesminister der Verteidigung, zu Gast. Seine vielseitige politische Karriere und tief verwurzelten Erfahrungen in der Kommunalpolitik prägen das Gespräch, das sich mit der Bedeutung von Städten für die Bundespolitik in Deutschland sowie mit den Herausforderungen der Urbanisierung auseinandersetzt. Scharping hebt hervor, dass er in seiner politischen Laufbahn stets den Zusammenhang zwischen Kommunalpolitik und den alltäglichen Lebensverhältnissen betont hat. Er beleuchtet die Wichtigkeit von städtischer Planung, die auf Aspekte wie Kaltluftschneisen, Stadtbegrünung und öffentlichem Nahverkehr eingeht. Diese Überlegungen seien nicht nur theoretisch, sondern müssten im Kontext aktueller globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Biodiversität betrachtet werden. Scharping argumentiert, dass die Politik auf verschiedenen Ebenen—von der kommunalen bis zur EU-Ebene—verzahnt sein müsse, um diesen Herausforderungen wirksam begegnen zu können. Im Kontext der Urbanisierung stellt er fest, dass Deutschland eine Urbanisierungsrate von 77,5 Prozent aufweist, und beschreibt, wie städtische Strukturen in Deutschland, im Gegensatz zu amerikanischen oder asiatischen Städten, häufig durch Satellitenstädte und grüne Zonen geprägt sind. Scharping weist darauf hin, dass die Städte nicht nur als isolierte Einheiten betrachtet werden sollten; vielmehr ist das Umland und die dazugehörige Infrastruktur entscheidend für das Lebensgefühl und die Lebensqualität der Stadtbewohner. Der einst vorherrschende Trend des kontinuierlichen Wachstums der Großstädte könnte durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie jedoch beeinträchtigt werden. Ein zentrales Thema des Interviews ist die globale Dimension der Urbanisierung. Scharping diskutiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen urbanen Herausforderungen weltweit, insbesondere in Bezug auf das Wachstum von Städten in Asien und Afrika. Er warnt vor den Risiken, die mit unkontrollierter Urbanisierung einhergehen können, wie etwa dem Entstehen von Slums und der Zunahme von sozialer Ungleichheit, Kriminalität und mangelnder Infrastruktur. Die Bedeutung von nachhaltiger Stadtplanung und Materialwahl wird ebenfalls behandelt, wobei Scharping darauf hinweist, dass die Verwendung von Beton und Zement als bedeutende Verursacher von CO2-Emissionen kritisch betrachtet werden muss. Hierbei hebt er die Notwendigkeit hervor, langfristige Denkweisen bei der Stadtentwicklung zu beachten und ressourcenschonende, kreislaufgerechte Lösungen zu finden. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gesprächs ist das chinesische Urbanisierungssystem und die Auswirkungen des Hukou-Systems, das die Migration von ländlichen in städtische Gebiete reguliert. Scharping erläutert, dass dieses System zwar einer Überlastung der städtischen Infrastruktur entgegenwirken soll, gleichzeitig aber auch zu Herausforderungen führt, da die im städtischen Umfeld arbeitenden Menschen häufig in undurchsichtigen Lebensbedingungen leben müssen, während ihre Familien in ländlichen Gebieten verbleiben. Das Interview schließt mit der Diskussion über die Bedeutung von internationalen Projekten wie dem European Union Project Innovation Center (UPIC) in China. Scharping betont, dass solche Kooperationen entscheidend sind, um gemeinsame Ziele im Bereich Klimaschutz, digitale Transformation und nachhaltige Urbanisierung zu formulieren. Er warnt davor, dass unilaterale Ansätze nicht langfristig tragfähig sind und plädiert für den Austausch von Best Practices zwischen unterschiedlichen Systeme sowie für eine globale Perspektive auf die Herausforderungen der Urbanisierung. Insgesamt verdeutlicht das Gespräch mit Rudolf Scharping die Komplexität und Dringlichkeit von städtischen Entwicklungsfragen sowie die Notwendigkeit einer integrativen Herangehensweise, die sowohl lokale als auch globale Perspektiven einfängt.
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