Urban Future Talk - Der Podcast

Bernhard Müller
Since 11/2022 15 Episoden

UFT 2: Tanja Wehsely Geschäftsführerin Volkshilfe Wien

Tanja Wehsely von der Volkshilfe Wien spricht über Kinderrechte und Kinderarmut in Österreich und fordert eine Kindergrundsicherung zur Verbesserung der Lebensbedingungen von betroffenen Familien.

19.12.2022 24 min

Zusammenfassung & Show Notes

Willkommen zu Urban Future Talks, dem Podcast des Urban Forum – Egon Matzner-Institut für Stadtforschung. Bernhard Müller oder andere Vertreter:innen des Urban Forum sprechen hier regelmäßig mit Expert:innen, Aktivist:innen und Gestalter:innen unserer Städte über aktuelle Themen wie soziale Gerechtigkeit, Mobilität, Baukultur, Urbanisierung, Klimapolitik und demokratische Teilhabe.
Freu dich auf spannende Diskussionen, kritische Perspektiven und wertvolle Impulse für eine lebenswerte urbane Zukunft. Ein Podcast für alle, die Stadt nicht nur erleben, sondern aktiv mitgestalten wollen.

Im zweiten Urban Future Talk tritt Tanja Wesely, die Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, in den Mittelpunkt, um über drängende Themen wie Kinderrechte, Kinderarmut und die Notwendigkeit einer Kindergrundsicherung zu sprechen. Im Verlauf des Interviews wird deutlich, dass die Volkshilfe Wien vor 75 Jahren gegründet wurde und sich seither intensiv mit der Problematik von Armut in Österreich auseinandersetzt, insbesondere im Hinblick auf Kinder. Die alarmierende Zahl von rund 350.000 akut armutsgefährdeten Kindern in Österreich wird als Ausgangspunkt für die Diskussion genutzt, wobei Tanja Wesely die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen anspricht, die zu dieser Situation beigetragen haben. Sie thematisiert die Stigmatisierung von Armut und die Schwierigkeit, dass betroffene Familien Gehör finden. Wesely verweist auf strukturelle Ungerechtigkeiten, die sich im neoliberal geprägten System abzeichnen, in dem Reichtum konzentriert und Armut marginalisiert wird. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion ist das Stadt-Land-Gefälle bei der Kinderarmut, wobei 25 Prozent der armutsgefährdeten Kinder in Wien leben. Dies verdeutlicht, dass trotz der relativ hohen sozialen Dienstleistungen in der Stadt bestimmte Gruppen nicht ausreichend unterstützt werden. Wesely plädiert dafür, dass nicht nur Sachleistungen, sondern vor allem finanzielle Unterstützung notwendig ist, um ein „gelingendes Leben“ von Anfang an zu ermöglichen. Der Fokus sollte darauf liegen, Familien in schwierigen finanziellen Lagen zu entlasten, damit sie sich besser um ihre Kinder kümmern können, ohne ständig von Geldsorgen belastet zu sein. Ein zentrales Anliegen der Volkshilfe Wien ist die Einführung einer Kindergrundsicherung, die eine unkomplizierte finanzielle Unterstützung für Familien bieten soll. Wesely erklärt, dass dieses Modell eine ausreichende monetäre Ausstattung plus Sachleistungen für jedes Kind in Österreich beinhaltet. Die Grundsicherung soll direkt an die Familien ausgezahlt werden, um den bürokratischen Aufwand zu minimieren und den Zugang zu erleichtern. Diese Strukturveränderung soll darauf abzielen, Kinderarmut in Österreich abzuschaffen und somit eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Wesely sieht die Notwendigkeit, den Zugang zu sozialen Angeboten für Kinder aus armen Verhältnissen zu verbessern und die soziale Teilhabe zu fördern. In einem weiteren Teil des Gesprächs wird die Partizipation von Kindern angesprochen. Wesely betont, dass Kinder nicht nur als Abhängige ihrer Familien betrachtet werden sollten, sondern als eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten. Sie kritisiert die mangelhafte Umsetzung der Kinderrechte in Österreich und stellt fest, dass das Kindeswohl oft nicht ausreichend Beachtung findet, insbesondere bei politisch brisanten Themen wie Abschiebungen. Sie merkt an, dass internationale Vorbilder, vor allem in den nordischen Ländern, in Bezug auf die Rechte und das Wohlergehen von Kindern oft weiter fortgeschritten sind. Abschließend wird auch auf Weselys persönliche Erfahrungen aus ihrer politischen Laufbahn eingegangen. Sie reflektiert über ihre Zeit als Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete, die ihr wertvolle Einblicke in die kommunale Politik und das Management sozialer Projekte vermittelt hat. Der Übergang von der politischen Arbeit zur Geschäftsführung der Volkshilfe wird als Gewinn für die Organisation beschrieben, da sie nun direkt für die Umsetzung ihrer Visionen verantwortlich ist und die Verknüpfungen zwischen Theorie und Praxis aktiv gestalten kann. Wesely zeigt sich dankbar für die Möglichkeit, in einer so bedeutsamen und engagierten Institution wie der Volkshilfe tätig zu sein, und bekräftigt das Ziel, Kinderarmut in Österreich zu bekämpfen und die Lebensbedingungen für Kinder und Familien nachhaltig zu verbessern.

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